Mission: Next-Level Waffenstabilisierung

Maßgeschneidert trifft modular

David Maupilé
Innovation braucht Mut – und manchmal auch viel Geduld. Denn um die Entwicklung von Stabilisierungssystemen militärischer Landfahrzeuge zu vereinfachen und zu beschleunigen, braucht es manchmal auch erst einmal mehr Komplexität. Am Ende steht nicht nur ein modularer Baukasten, sondern auch eine Blaupause für andere Technologiebereiche.

Zeit ist bei der Entwicklung und Produktion von militärischen Fahrzeugen nicht nur Geld, sondern auch relativ. Von der Idee bis zum ersten Einsatz vergehen Jahre. Die Fahrzeuge sind dann wiederum Jahrzehnte im Einsatz, bevor es die ersten Reparaturarbeiten und Upgrades benötigt. Das Problem: Wichtige Technologiesprünge und die bestmögliche technische Lösung benötigen ebenfalls mehrere Jahre Entwicklungszeit – und bleiben daher gern auch auf der Strecke. Vor allem, weil sie je nach Land und Einsatzplanung individuell anders ausfallen. Das gilt auch für die Turm- und Waffenstabilisierung militärischer Landfahrzeuge, für die VINCORION seit Jahrzehnten Lieferant ist.

„Für uns stand irgendwann fest, wir müssen diese individuellen Spezifikationen schneller und effizienter umsetzen können – und so unseren Kunden eine noch bessere Lösung bieten“, beschreibt Christoph-Krüger Leineweber, Vice President Development bei VINCORION. Der Schlüssel, um Prozesse, Entwicklung und Produktion zu vereinfachen und gleichzeitig die Vielfalt an Einsatzmöglichkeiten beizubehalten: Modularität.

David Maupilé

Konfigurationsmanagement baut schrittweise Komplexität ab

Für das Projekt drehten die Entwickler einmal komplett die Perspektive: Statt eines konkreten Auftrags mit bestimmten Anforderungen dachte das Team nun ausgehend von den bekannten Herausforderungen und bisherigen Anwendungsfällen. „Wir haben mit verschiedenen OEM, Kunden und Partnern gesprochen, unsere bisherigen Erfahrungen aus den unterschiedlichsten Tätigkeitsfeldern einbezogen und standen zu Beginn erst einmal vor einem noch komplexeren Bündel aus Prozessen, Dokumenten und Bauteilen“, schildert Christoph Krüger-Leineweber.
Nicht nur die Entwickler waren gefragt, da Ordnung hinein zu bekommen und die Idee eines modularen Baukastens für die Turm- und Waffenstabilisierung in die Realität zu transportieren. Vom Softwareingenieur über den Kundendienst und das Produktmanagement bis hin zum Obsoleszenz-Einkäufer musste von Anfang an die komplette Wertschöpfungskette einbezogen werden. Denn auch für Wartung und Upgrades ergibt sich eine enorme Zeit- und Kosteneffizienz, wenn man in Bausteinen denkt statt im komplexen System. „Entscheidend in diesem Innovationsprozess ist es auch, einen guten Mittelweg zwischen Lehrbuch-Perfektionismus und Praktikabilität zu finden – ohne, dass unsere höchsten Qualitätsanforderungen darunter leiden.“

David Maupilé

Maßgeschneidert im Baukastenprinzip

Die einzelnen Bausteine für die nächste Generation der Turm- und Waffenstabilisierung richtig zusammenzubringen, hat vom Projektteam vollen Einsatz verlangt. Ein großer Vorteil: Das Grundgerüst aus Kontroll- und Leistungselektronik, Sensorik und elektromechanischen Antrieben wurde bereits im Leopard, in der Panzerhaubitze 2000 oder auch dem Puma feldtauglich erprobt. „Aber natürlich ist es nun noch etwas ganz Besonderes, wenn der daraus entwickelte Prototyp auf dem Teststand die umfassenden Prüfungen besteht und wenn er erstmals in einem Demonstrator zum Einsatz kommt“, beschreibt der Vice President Development. „Zu erleben, wie die vielseitigen Erfahrungen der Experten in Modulen gebündelt wurden und nun zusammen in einem Prototypensystem im Einklang funktionieren: Wir freuen uns, diese umfassenden Vorteile dann erstmals in einem Fahrzeug demonstrieren zu können.“

Think outside the box

Innovation heißt auch immer, gemeinsam Risiken zu wagen. Ein neuer Entwicklungsprozess braucht ein engagiertes Team, das sich aufeinander verlassen kann und in neuen Mustern denkt. „Spätestens, wenn sie in den ersten Workshops gemeinsam eine Idee zum Leben erwecken oder das erste Modell in den Händen halten, breitet sich die Begeisterung für das Entwicklungsprojekt wie ein Lauffeuer im gesamten Unternehmen aus.“
So entsteht aus der Vision nicht nur ein konkretes Produkt, sondern auch eine neue Methodik mit anderen Prozessen. Und die lassen sich wiederum auf andere Technologien und Märkte übertragen. Das heißt zwar am Ende auch viel Produktpflege und stetige Optimierung, ist aber gleichzeitig der Nährboden für neue Visionen, Projekte und Wege. Das gilt auch für das GTdrive Modular Kit.

David Maupilé

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