Mit Mittelstandspower zum taktischen und ökologischen Vorteil
„Made in Germany“ neu fokussiert
Mit noch stärkerem Fokus, einem neuen Investor und einer neuen Bundesregierung mit anderen verteidigungspolitischen Schwerpunkten startet das neue Jahr für den Mechatronik-Hersteller VINCORION. Managing Director Dr. Stefan Stenzel hat Insights verraten, was er von 2022 erwartet und wohin sich das Unternehmen entwickelt.
Mit Rückblicken ist es so eine Sache: auch wenn alle Energie nach vorn gerichtet wird, hilft der Blick zurück doch bei wichtigen Entscheidungen. Das zweite Corona-Jahr mit Auswirkungen auf Lieferketten und Investitionen liegt hinter uns. Wir haben es gemeistert. Gleiches gilt für den Ausbau unseres Standortes in den USA. Nicht zuletzt haben wir uns als Unternehmen noch stärker auf den Verteidigungsmarkt und auf Technologien zum Energiemanagement fokussiert. Das hat gute Gründe.
Zurück zu den mittelständischen Wurzeln
In den vergangenen Jahren der Unternehmensentwicklung hat sich gezeigt, dass VINCORION das Potential des großen Konzerns JENOPTIK nicht nutzen konnte, da sogenannte ESG Investoren unser Geschäft nicht unterstützt haben. Mit der STAR Capital LLP als neuen Eigentümer steht uns nun ein erfahrener Partner auf dem Defense-Markt zur Verfügung, der uns mit mehr als nur Kapital unterstützen wird. Für unsere Kunden auf der ganzen Welt, für nationale und europäische Beschaffungsvorhaben heißt das, dass sie weiter auf Mechatronik-Lösungen „Made in Germany“ setzen können. Zusätzlich bündeln wir das Know-how unserer drei Standorte in einer neuen Organisationsstruktur. Parallel zu unserem technologischen Schwerpunkt aus Elektrotechnik, Mechanik und Regelungstechnik werden wir jetzt auch unser Reparatur- und Ersatzteilgeschäft konsequent ausbauen. Das heißt auch, dass wir den Service rund um die Technologien weiterhin von Anfang an mitdenken – von der Entwicklung bis hin zu Trainings, MRO und der nächsten Generation des Produkts. Damit sind wir auch für internationale Unternehmen, die Großgerät an die Bundeswehr liefern ein leistungsstarker herstellerunabhängiger Service-Hub.
Ressourcenschonung als taktischer Vorteil
Einen technologischen Schwerpunkt sehe ich in den nächsten Jahren ganz klar bei energieeffizienteren, ressourcenschonenden Lösungen für die Verteidigung. Denn auch vor der Sicherheitspolitik machen die Diskussion um und Auswirkungen vom Klimawandel keinen Halt. Dekarbonisierung heißt das Schlüsselwort. Und das ist längst keine Utopie von rein solarbetriebenen Panzern und e-U-Booten. Superkondensatoren, autarke und effiziente Energiequellen, hybride Energiesysteme, Abgasnachbehandlungsanlagen und ein kluges Obsoleszenz-Management gibt es schon jetzt für einige Plattformen. Ich denke da an unsere Stromerzeugungsaggregate, an das hybride Patriot-Aggregat oder an die Entwicklung eines portablen Energiesystems mit Brennstoffzelle-Modul. Alle Lösungen schaffen einen strategischen Vorteil im Einsatz – durch größere Reichweite, höhere elektrische Leistung, bessere Verfügbarkeit und geringere Lebenszykluskosten.
Verteidigungspolitische Inhalte auf dem Papier und in der Realität
Mit der neuen Bundesregierung haben wir nun die Chance, das Thema Green Military voranzutreiben und dabei insgesamt in die Verteidigung und Ausrüstung zu investieren. Es war nicht überraschend, dass Verteidigungs- und Sicherheitspolitik im Wahlkampf und bei der Regierungsbildung nicht im Fokus standen. Mit Christine Lambrecht haben wir nun eine Verteidigungsministerin, die sich mit der Stabilisierung der von der Bundesregierung definierten wehrtechnischen Schlüsseltechnologien und den Überlebenssorgen der wehrtechnischen Industrie befassen muss. Die Regierung muss den politischen Rahmen so gestalten, dass wir im internationalen Wettbewerb nicht benachteiligt werden. Hinzu kommt, dass bei einer so strengen Rüstungskontrolle zumindest im Inland Planbarkeit und Zuverlässigkeit für die wehrtechnischen Betriebe herrschen muss. Das erfordert eine klare politische Entscheidung für überfällige Beschaffungsvorhaben wie dem 2. Los Puma, dem Schweren Transporthubschrauber und der Tornado-Nachfolge, aber auch klare Signale zu europäischen Gemeinschaftsprojekten wie FCAS, zur Ausrüstung der Bundeswehr und zum NATO-Bündnis. Ich bin froh, dass sich im Koalitionsvertrag viele dieser Punkte wiederfinden und bleibe zuversichtlich, dass sie auch mit Leben gefüllt werden.