Schlüsselprojekt für Schlüsselindustrien

Wie das Future Combat Air System Europa zum Technologiesprung verhilft

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Es ist das größte europäische Verteidigungsprojekt und zahlreiche europäische wehrtechnische Betriebe stehen mit ihrem Know-how in den Startlöchern: Das Future Combat Air System (FCAS) soll Europa einen kräftigen Innovationsschub verleihen. Dabei geht es nicht nur um eine moderne Verteidigungsfähigkeit, sondern auch um internationalen Wettbewerb und Unabhängigkeit. VINCORION Managing Director Dr. Stefan Stenzel und Projektleiter Sönke Springer erklären die Vision.

Ein Next Generation Fighter, dazu autonom gesteuerte und bewaffnete Drohnen, das alles vernetzt und durch Bodenplattformen unterstützt – braucht Europa ein Großprojekt wie FCAS?

Dr. Stefan Stenzel: Kompetenzen, Branchen, Plattformen, ganze Länder – sie alle will das Future Combat Air System in einem System miteinander vernetzen. Dabei geht es um nichts Geringeres als um die Souveränität und Verteidigungsfähigkeit Europas. Und gleichzeitig geht es für viele kleine und mittelständische Unternehmen darum, den nächsten Schritt in Sachen Technologieentwicklung zu tun. Wir sprechen hier also von einem Quantensprung für die Sicherheit und für den Mittelstand. Und wir sprechen auch von einer Gelegenheit, bereits abgewanderte oder in den vergangenen Jahren zurückhängende Schlüsselindustrien in Europa wieder zu stärken bzw. aufzubauen. Wenn wir mit China oder den USA im Wettbewerb mithalten und uns nicht von Lieferketten abhängig machen wollen, führt daran kein Weg vorbei.

David Maupilé

Frankreich, Spanien und Deutschland wollen dazu zusammenarbeiten. Inwieweit kann Deutschland am Ende überhaupt davon profitieren?

Sönke Springer: Alle relevanten militärischen Flugzeugentwicklungen der letzten Jahrzehnte sind in europäischen Kooperationen entstanden. Diese Kooperationen leben von hochspezialisierten mittelständischen Unternehmen, die zielgerichtet ihr Know-how und ihre Erfahrungen einbringen und wiederum ausbauen. So auch wir bei VINCORION. Das Unternehmen war z.B. selbst Konsortialführer auf Systemebene im Eurofighter-Projekt und hat so wertvolle Kompetenzen und Partnerschaften aufgebaut. Das kommt dem FCAS-Projekt heute zugute. Wichtig ist, dass die Wertschöpfung innerhalb der drei beteiligten Nationen fair verteilt ist. Ob der Bundestagsbeschluss das sicherstellt, werden die konkreten Beteiligungen in Zukunft zeigen.

Welchen Beitrag kann VINCORION in dieser Konstellation leisten?

Dr. Stefan Stenzel: Seit den frühen 1960er Jahren bauen wir unsere Luftfahrt-Expertise kontinuierlich aus. Das heißt, wir sind in allen wesentlichen zivilen und militärischen europäischen Plattformen in den Bereichen Entwicklung, Produktion und MRO beteiligt. Das nutzen wir nun auch für FCAS. In den vergangenen Monaten ist eine Roadmap entstanden, die sich auf bestimmte elektrische Systeme konzentriert: De-Icing Systems, Power Generation, Power Distribution & Power Management, Ground Power Support, Actuators und Power Conversion. Darüber hinaus können wir auch im Bereich Radome und Services einen wichtigen Beitrag leisten. Der erste Austausch mit FCAS-Projektpartnern läuft bereits. Dabei können wir auf bestehende Geschäftsbeziehungen aufbauen.

David Maupilé

Sönke Springer: Auf Basis diese Roadmap haben wir im Austausch mit diversen Partnern bereits positive Resonanzen erhalten, weil wir als VINCORION besonders davon profitieren, dass wir neben unserem Know-how aus der Luftfahrt weitere Fachexpertise aus dem Non-Aviation Kontext einbringen können. Bereits heute ist z.B. klar, dass im NGF und den RC wesentliche höhere elektrische Leistungsdichten und Systemspannungen gefordert werden. Genau in diesem Bereich kann VINCORION sein bestehendes Know-how einbringen und so zur Risikominimierung über den gesamten Life-Cycle beitragen.

Der Bundestag hat entschieden. Das Projekt kann in die nächste Phase gehen. Es folgt eine Vorstudie. Parallel laufen die Vertragsverhandlungen. Das sind sehr komplexe und langwierige Abstimmungen. Gab es da keine Unsicherheiten?

Dr. Stefan Stenzel: Für uns bedeutet so ein Großprojekt, dass wir Ressourcen bereithalten, Strukturen schaffen und dafür sorgen, dass FCAS eine Erfolgsgeschichte wird. Seit Monaten stehen wir in unseren Werken in Altenstadt, Essen und Wedel in den Startlöchern. Wir sind bereit – und wünschen uns nun einfach Zuverlässigkeit und Ehrlichkeit. Es braucht den politischen Willen und Einsatz über die nächsten Jahre – auch nach Abschluss der Vorstudie. Die Angst vor dem Unbekannten steht dem Technologiesprung am Ende häufig im Weg. Denn für den braucht es neben Kompetenzen vor allem Mut. Den haben wir.

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