“We cannot choose between either green or strong armed forces, we need strong and green at the same time”, forderte NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg in einer Rede im Jahr 2021. Welche Rolle der Klimawandel in der europäischen Verteidigungspolitik spielt und auf welche nachhaltigen Technologien die Bundeswehr jetzt schon setzt, beleuchtet der zweite Teil unseres Whitepapers „Was Sie über Green Defense wissen müssen“. Eine exklusive Leseprobe gibt es hier:

Die grüne Transformation der Bundeswehr 

Im Bestreben, bis 2030 eine klimaneutrale Verwaltung und bis 2045 eine klimaneutrale Bundeswehr zu erreichen, hat Deutschland eine Reihe von Klimaschutzinitiativen ins Leben gerufen. Trotz eines im internationalen Vergleich relativ geringen CO2-Ausstoßes pro Kopf innerhalb der Bundeswehr, ist die Notwendigkeit einer nachhaltigen Transformation offensichtlich, besonders unter dem Eindruck der geopolitischen Spannungen durch den Ukraine-Konflikt.

Das Bundesministerium der Verteidigung hat Nachhaltigkeit zum festen Bestandteil seiner operativen und strukturellen Planung gemacht. Dies spiegelt sich im fünften Nachhaltigkeitsbericht der Bundeswehr wider. Ein zentraler Aspekt der Transformation ist die Integration von Umweltschutzmaßnahmen in alle Bereiche und die Berücksichtigung von Klimafragen in sicherheitspolitischen Überlegungen.

Mit dem Vorhaben „Grüne Kasernen“ experimentiert die Bundeswehr mit erneuerbaren Energien und alternativen Heizsystemen wie Wärmepumpen und Fernwärme, um den CO2-Fußabdruck zu verkleinern. Der Expertenkreis „Infrastruktur“ unterstützt diese Bemühungen, indem er sich auf die Verbesserung der Energieeffizienz und Eigenversorgung konzentriert, einschließlich des elektrischen Betriebs von militärischen Liegenschaften.

Auch im Bereich der Mobilität, sowohl für den Einsatz im Inland als auch in Auslandsmissionen, strebt die Bundeswehr an, fossile Energieträger durch erneuerbare Alternativen zu ersetzen. Ein vom Ministerium eingerichteter Expertenkreis „Mobilität“ hat bereits 2019 Handlungsfelder identifiziert, darunter die Entwicklung einer integralen Systemarchitektur und die Forschung an synthetischen Kraftstoffen.

Die Energieversorgung der Einsatzinfrastruktur, die bisher hauptsächlich durch kraftstoffbetriebene Aggregate erfolgt, soll zunehmend durch erneuerbare Energiequellen wie Solar- und Windenergie ergänzt werden. Verhaltensänderungen der Nutzer und technologische Innovationen sind ebenfalls Teil der Strategie, um den Verbrauch fossiler Brennstoffe zu reduzieren. Diese Anstrengungen dienen sowohl dem Klimaschutz als auch der operativen Nachhaltigkeit, wobei die Missionserfordernisse der Bundeswehr Vorrang haben sollen.

Gesamtemissionen nach Bereichen

Die militärische Mobilität neben den Liegenschaften im In- und Ausland ist ein wesentlicher Faktor der Gesamtemissionen. Der Nachhaltigkeitsbericht der Bundeswehr beschreibt das Betriebsprofil als geprägt von energiedichten Brennstoffen, wobei die Einsatzmöglichkeiten alternativer Antriebe unter aktuellen militärischen Anforderungen begrenzt sind. Direkte Elektrifizierung und gasförmige Energieträger wie Wasserstoff scheiden aufgrund der im Militär nötigen hohen Energiedichte aus. Als potenzielle Alternative zu fossilen Kraftstoffen kommen E-Fuels in Betracht, flüssige, synthetische Kraftstoffe aus nachhaltiger Herstellung. Die Produktion von E-Fuels steckt jedoch noch in den Kinderschuhen, erfordert bedeutende Investitionen und verbraucht viel elektrische Energie. Bereits heute ist außerdem absehbar, dass insbesondere die zivile Luftfahrt in unmittelbarer kurzfristiger Konkurrenz steht für jeden Liter Produktionskapazität für grüne E-Fuels.

iStock / artJazz

Projekte der Bundeswehr

  • Einsatz Erneuerbarer Energien: Die Bundeswehr betreibt mehrere Solarenergieprojekte, wie das Solarfeld auf dem Gelände der Universität der Bundeswehr in München, das zu den größten Photovoltaikanlagen in Bayern zählt.
  • Hybrid- und Elektrofahrzeuge in der Logistik: Die Bundeswehr integriert zunehmend Elektro- und Hybridfahrzeuge in ihre nicht-taktischen Flotten, um den CO2-Ausstoß zu senken und die Betriebseffizienz zu verbessern.
  • Einsatz von Microgrid-Technologien: Im Rahmen der Smart Energy Networks-Initiative, die zum Rüstungsinnovationsprogramm der Bundeswehr gehört, wird die Verwendung von Microgrids erforscht, um die autarke und effiziente Energieversorgung in Auslandseinsätzen zu optimieren.
  • Energieeffizienz in Gebäuden und Infrastruktur: Durch energetische Sanierungsmaßnahmen, wie verbesserte Dämmung, energieeffiziente Heiz- und Kühlsysteme sowie Beleuchtung, strebt die Bundeswehr eine Reduktion des Energiebedarfs in ihren Gebäuden an.
  • Verbessertes Abfallmanagement und Recycling: Konzepte zur Optimierung der Mülltrennung und -verwertung, wie das Abfalltrennungssystem auf dem Truppenübungsplatz Baumholder, werden von der Bundeswehr im Rahmen ihres Umweltmanagements umgesetzt.
  • Entwicklung von Biokraftstoffen und alternativen Treibstoffen: Um die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu verringern und CO2-Emissionen zu senken, fördert die Bundeswehr Forschungsprojekte, die sich mit der Verwendung alternativer Kraftstoffe, einschließlich Biokraftstoffen, beschäftigen.
  • Moderne Stromerzeugungsaggregate (SEA): Das Bundesamt für Beschaffung („BAAINBw“) hat VINCORION mit der Entwicklung und Produktion fortschrittlicher Stromerzeuger und entsprechender Batteriespeichermodule beauftragt. Diese sollen nach erfolgreicher Truppenerprobung und Vorserienproduktion ab 2026 in den Leistungsklassen 200 und 50 Kilowatt ausgeliefert werden.

Das gesamte Whitepaper gibt es hier zum Download.

Was Sie über Green Defense wissen müssen

Großer Erfolg für das Technologierunternehmen aus Wedel. VINCORION gewinnt Auftrag des Bundesamtes für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) für Energieversorgungssysteme der Bundeswehr und liefert bis Ende 2024 entsprechende Prototypen und Vorseriensysteme.
Der Rahmenvertrag mit einem Volumen von ca. 16 Mio. Euro umfasst sowohl die Entwicklung moderner Diesel-Generatoren mit EU-Abgasstufe Stage V als auch die Lieferung innovativer Energiespeichersysteme für eine hybride und besonders umweltfreundliche Energieversorgung.

Dank der neuen Generation militärischer Stromerzeugungsaggregate von VINCORION erreicht die Bundeswehr in der elektrischen Energieversorgung die nächste Stufe: sowohl in der taktischen Einsatzbreite als auch im Umweltschutz. Besonders an diesem Auftrag ist einerseits die Verwendung moderner Stage V-Motoren in der militärischen Kernaufgabe, der zuverlässigen Energieversorgung bei den weltweiten Missionen der Bundeswehr. Zum anderen ist die Einführung von Energiespeichern für einen Hybrid- oder Batteriebetrieb neu.

Emission-Downgrade Technologie für zuverlässige Einsatzfähigkeit

Ein Stage V-Stromerzeugungsaggregat von VINCORION kann mit gängigen NATO-Kraftstoffen betankt sowie parallel und im Verbund mit mehreren Systemen betrieben werden. Entscheidende Neuerung ist die Emission-Downgrade-Technologie. Sie ermöglicht etwa bei Auslandseinsätzen wie in Mali die Stromerzeugung mit minderwertigen Brennstoffen. So ist gewährleistet, dass das Aggregat, und damit die Bunderwehr, weltweit sicher und zuverlässig arbeiten kann.

VINCORION wird in den kommenden Monaten für die Bundeswehr neben den Stage V-Stromerzeugungsaggregaten auch die passenden Energiespeichermodule entwickeln, jeweils in Leistungen von 50 Kilowatt bzw. 200 Kilowatt. Die Module werden kompakt und robust – im ISO-Containerformat von 10 Fuß bzw. 20 Fuß – ausgeliefert. Das macht sie schnell verlegbar und einsetzbar. Die von der Bundeswehr bestellten Energiespeichermodule werden außerdem mit einer optionalen 8 bzw. 16 Kilowatt Photovoltaik-Anlage ausgerüstet. Beide Systeme werden am bayerischen Standort von VINCORION in Altenstadt entwickelt und gefertigt.

Hybride Zukunft mit Stage V, Speichermodule und regenerative Energiequellen

Kontinuität und Auftragserfüllung an allen Fronten: Die Bundeswehr hat bereits vor 50 Jahren den Umweltschutz in ihr Aufgaben-Portfolio aufgenommen. Als staatliche Organisation steht sie in der besonderen Pflicht, das Umweltrecht und die umweltpolitischen Vorgaben der Bundesregierung zu erfüllen. Die flexible Kombination von Stromaggregaten und Energiespeichern verschiedener Leistungsklassen sowie die Einbindung regenerativer Energiequellen oder der vor Ort verfügbaren öffentlichen Netze unterstützt dieses Ziel; ermöglicht sie doch ein effizientes Energiemanagement bei geringem Kraftstoffverbrauch und hoher Zuverlässigkeit. „Wir freuen uns, dass unsere jahrzehntelange Erfahrung mit militärischen Generatoren, Leistungselektronik und Energiemanagement einen entscheidenden Unterschied macht. Aus unserer Sicht setzt die Bundeswehr mit diesen modernen Energiesystemen Maßstäbe in Sachen Nachhaltigkeit von Streitkräften.“, sagt Dr. Stefan Stenzel, Managing Director von VINCORION.

Entscheidende Vorteile: lange Ersatzteilversorgung und hohe Fertigungstiefe

Ob in Mali, der Sahara oder anderen Krisenlagen, die Bundeswehr erwartet heute und in Zukunft eine sichere Energieversorgung. Das Obsoleszenz-Management, der während des jahrelangen Betriebs rechtzeitige Ersatz von künftig nicht mehr hergestellten Teilen, war neben dem Umweltschutz ein wichtiges Kriterium bei der Entscheidung für VINCORION. Das Technologieunternehmen setzt auf eine hohe Wertschöpfungstiefe und garantiert die Integration zukünftiger Fähigkeiten. So werden in den Stromerzeugungsaggregaten und den Energiespeichermodulen eigene Software und Controller genutzt. In Zeiten weltweiter Lieferengpässe ein Vorteil.

Medienkontakt:

Petra Klähn
Head of Communications & Marketing
VINCORION Advanced Systems GmbH
Feldstrasse 155
22880 Wedel, Germany
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Mail: petra.klaehn@vincorion.com

Über VINCORION

VINCORION ist ein Technologieunternehmen mit Fokus auf innovativen Energiesystemen in sicherheitskritischen Anwendungsbereichen, darunter Generatoren, elektrische Motoren und Antriebe, Aggregate, Leistungselektronik und hybride Energiesysteme. Als Partner der Industrien Luftfahrt, Sicherheit und Verteidigung sowie Bahn entwickelt und fertigt VINCORION aus einem intensiven Dialog heraus maßgeschneiderte Lösungen für die spezifischen Anforderungen seiner Kunden. Ein leistungsfähiger Kundendienst bietet Betreuung und Service für die Nutzung eigener und dritter Produkte während des gesamten Produktlebenszyklus. Mit rund 700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an Standorten in Deutschland und den USA erwirtschaftete VINCORION 2021 rund 145 Mio. Euro Umsatz.

Weitere Informationen und aktuelle News finden Sie unter www.vincorion.com sowie auf Twitter und LinkedIn.

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